Beschreibung
LESEPROBE:
Das Fest
Harald und ich waren zu einem großen Fest geladen, mit allem was Rang und Namen hatte. Wir hatten zwar einen Namen, aber der Rang war irgendwann einmal auf der Strecke geblieben. Nun, ich gehe gerne auf solche Events, für Harald sind solche Feste ein Greuel. Man muß ihn zu solchen Einladungen hinzerren und vorher auch anziehen, denn sonst kommt er zu Protest irgendwie daher. Zum Beispiel: Grüner bekleckerter Pullover, Stallhose, dreckige Schuhe und sicher das älteste Hemd, wo der Kragen schon durchgescheuert ist, womöglich rot, blau, grün kariert. Als Harald herausgeputzt war, ich ihm hundert Mal den Rasierapparat in die Hand drückte, bis er endlich nachgab und sich rasierte und ich im Cocktailkleid steckte fuhren wir los.
Im gatschverschmierten, uralten, Mazda-Kübel, welcher innen genauso dreckig ist, wie außen, da unser Auto von den Hunden als fahrende Hundehütte verwendet wird. In Wiens Nobelgegend angekommen, traute ich meinen Augen nicht. Wir mußten unser Auto zwischen Rolls Royce, Jaguar, Bentley und Porsche parken. Na, das kann was werden”, meinte Harald mürrisch. “Wirst sehen, das wird lustig” antwortete ich. Der Gastgeber stellte uns vor und mir fiel bei diesen reichen Schnöseln der Satz aus der Fernsehwerbung, “Aber Rocher bleibt doch in unseren Kreisen”, ein. Gott sei Dank sahen die Leute unser Auto nicht, denn sie hätten uns zum Personaleingang geschickt.
Während Harald die Weinbar umkreiste, umkreiste mich ein gutaussehender Herr. Ich dachte: “Jetzt fragt der mich sicher, was ich beruflich mache”. Recht gehabt, er stellte diese Frage. Als ich antwortete: “Bergbäuerin, ich bin Bergbäuerin”, sagte er: “Entzückend, charmant, aber Spaß beiseite, was tun Sie beruflich?” “Ich bin Bergbäuerin.” Da schaltet sich der Gastgeber ein: “Sie und ihr Mann sind Großgrundbesitzer und die beiden haben Pferde.” Der charmante Herr: “Ah, Großgrundbesitzer!” Ich: “Na ja, vielleicht etwas übertrieben, alles ist relativ.” Er, schnöselig: “Und Sie haben Ferde?” Ich: “Was haben wir?” Er, höchst arrogant: “Na,Ferde!” Ich: “Nein, nein, wir haben Pferde.” Er: “Sag´ ich doch!” Ich:”Ah so, eh” Er: “Turnierferde oder Rennferde?” Ich: “Weder noch!” Er: “Welche Rasse von Ferden haben Sie denn?” Ich: “Einen Hannoveraner.” Er: “Ah, sehr gut, sehr gut.” Ich:”Ja, aber einäugig.” Er: “Was noch?” Ich: “Einen Haflinger reinrassig, 40 Jahre alt, einen Haflinger-Isländer-Mischling, ein blades Pony, 30 Jahre alt, eine Isländer-Irgendwas-Mischung und ein Turnierpferd mit einem Stockmaß von 1,80m, der sich gleich das Ohrwaschl im Stall bei einer Neonröhre aufschnitt, weil er so groß ist. Übrigens das Pferd ist ganz weiß, aber man erkennt die Farbe nie, weil er sich ständig im Dreck wutzelt.” Der Herr von oben herab: “Wozu haben sie denn Ferde, wenn sie diese Tiere nicht gebrauchen können?” Ich, grantig, denn wer so eine Einstellung hat, ist bei mir arm dran: “Wir besitzen diese Tiere wegen der Roßknödel, denn Sie wissen ja, die sind gut für die Rosen.” Rosen haben wir schon lange nicht mehr, leben doch bei uns drei Ziegen. “Und außerdem, wir haben Pferde, Pferde mit PF und nicht mit F.” Er: “Charmant, charmant, aber leider muß ich mich jetzt meiner Frau widmen.” Kleine Bemerkung am Rande: Die sah aus wie ein Ferd!